\chapter{Zusammenhang und Trennung} \section{Zusammenhang} \begin{definition}[(Lokal) Zusammenhängende Räume] Ein topologischer Raum $(X, \CO_X)$ heißt \begin{enumerate} \item \emph{zusammenhängend}, wenn er keine disjunkte Zerlegung in zwei nichtleere offene Teilmengen besitzt: \[X = O_1 \cup O_2 \text{ mit } O_1, O_2 \in \CO_X, O_1 \cap O_2 = \emptyset \Rightarrow O_1 = \emptyset \text{ oder } O_2 = \emptyset.\] \item \emph{lokal zusammenhängend}, wenn jede Umgebung eines Punktes $x \in X$ eine zusammenhängende Umgebung von $x$ enthält. \end{enumerate} \end{definition} \begin{lemma} Ein topologischer Raum $(X, \CO_X)$ ist genau dann zusammenhängend, wenn eine der folgenden äquivalenten Bedingungen erfüllt ist: \begin{enumerate} \item $X$ besitzt keine disjunkte Zerlegung in zwei nichtleere abgeschlossene Teilmengen \item $X$ und $\emptyset$ sind die einzigen Teilmengen von $X$, die offen und abgeschlossen sind. \end{enumerate} \end{lemma} \begin{example} Eine Teilmenge $M \subseteq \mathbb{R}$ mit der Standardtopologie ist genau dann zusammenhängen, wenn sie ein Intervall ist. \end{example} \begin{theorem} \begin{enumerate} \item Ist $(X, \CO_X)$ zusammenhängend und $f : X \to Y$ stetig, so ist auch das Bild $f(X) \subseteq Y$ zusammenhängend. \item Vereinigungen von disjunkten zusammenhängenden Teilmengen sind zusammenhängend. \end{enumerate} \end{theorem} TODO \section{Trennung von Punkten} \begin{definition}[Trennungsaxiome] Ein topologischer Raum $(X, \CO)$ heißt: \begin{enumerate} \item \emph{$T_0$-Raum}, wenn zu je zwei verschiedenen $x_1, x_2 \in X$ eine offene Menge $O \in \CO$ existert, die nur eine von beiden Punkten enthält. \item \emph{$T_1$-Raum}, wenn zu je zwei verschiedenen $x_1, x_2 \in X$ eine offene Menge $O \in \CO$ existiert, die $x_1$ enthält, aber nicht $x_2$ enthält. \item \emph{$T_2$-Raum} oder \emph{Hausdorffraum}, wenn zu je zwei verschiedenen $x_1, x_2 \in X$ disjunkte offene Teilmenge $O_1, O_2 \subseteq X$ existieren mit $x_1 \in O_1, x_2 \in O_2$. \item \emph{$T_3$-Raum}, wenn zu jedem Punkt $x \in X$ und jeder abgeschlossenen Menge $A \subseteq X$ mit $x \not\in A$ disjunkte offene Teilmengen $O_x, O_A \subseteq X$ existieren mit $x \in O_x, A \subseteq O_A$. \item \emph{$T_4$-Raum}, wenn zu je zwei disjunkten abgeschlossenen Teilmengen $A_1, A_2 \subseteq X$ disjunkte offene Teilmengen $O_1, O_2 \subseteq X$ existieren mit $A_1 \subseteq O_1, A_2 \subseteq O_2$. \item \emph{regulärer Raum}, wenn er ein $T_1$-Raum und ein $T_3$-Raum ist. \item \emph{normaler Raum}, wenn er ein $T_2$-Raum und ein $T_4$-Raum ist. \end{enumerate} \end{definition} \begin{remark} Die Bedingung an einen $T_1$-Raum ist äquivalent zu der Forderung, dass einelementige Teilmengen von $X$ abgeschlossen sind. \end{remark} \begin{remark} Es gilt: \[(X, \CO) \text{ normal } \Rightarrow (X, \CO) \text{ regulär}.\] \end{remark} \begin{example} Jeder metrische Raum mit der metrischen Topologie ist normal. \end{example} \begin{lemma} Wenn ein topologischer Raum $(X, \CO)$ das 2. Abzählbarkeitsaxiom erfüllt gilt: \[(X, \CO) \text{ regulär } \Rightarrow (X, \CO) \text{ normal}.\] \end{lemma} \begin{lemma} Sei $(X, \CO)$ ein $T_k$-Raum mit $k \in \{0,1,2,3\}$. Dann ist auch jede Teilmenge $M \subseteq X$ mit der Teilraumtopologie ein $T_k$-Raum. \end{lemma} \begin{theorem}[Lemma von Urysohn] Ein Hausdorffraum $(X, \CO)$ ist genau dann normal, wenn zu je zwei disjunkten abgeschlossenen Mengen $A_1, A_2 \subseteq X$ eine stetige Abbildung $f : X \to [0,1]$ mit $f(x) = 0$ für alle $x \in A_1$ und $f(x) = 1$ für alle $x \in A_2$ existiert. Eine solche Abbildung heißt \emph{Urysohn-Funktion}. \end{theorem} \begin{theorem}[Fortsetzungssatz von Tietze] Sei $(X, \CO)$ ein normaler topologischer Raum, $A \subseteq X$ abgeschlossen und $f : A \to \mathbb{R}$ stetig. Dann gibt es eine stetige Abbildung $F : X \to \mathbb{R}$ mit $F\vert_A = f$ (eine \emph{stetige Fortsetzung}). \end{theorem}