Sei $X$ eine Menge. Eine \emph{Topologie} auf $X$ ist eine Teilmenge $\CO\subseteq\CP(X)$ mit folgenden Axiomen:
\begin{enumerate}
\item$\emptyset, X \in\CO$.
\item Vereinigungen von Mengen in $\CO$ sind in $\CO$ enthalten.
\item Endliche Schnitte von Mengen in $\CO$ sind in $\CO$ enthalten.
\end{enumerate}
Die Mengen $O \in\CO$ heißen \emph{offen} und die Mengen $A \in X \setminus\CO$ heißen \emph{abgeschlossen}.
\end{definition}
\begin{lemma}
Topologien lassen sich auch durch abgeschlossene Mengen charakterisieren, wir erhalten folgenden Definition:
Eine Topologie auf $X$ ist eine Teilmenge $\CO\subseteq\CP(X)$, sodass folgende Axiome gelten:
\begin{enumerate}
\item$\emptyset$ und $X$ sind abgeschlossen.
\item Schnitte von abgeschlossenen Mengen sind abgeschlossen.
\item Endliche Vereinigungen von abgeschlossenen Mengen sind abgeschlossen.
\end{enumerate}
\end{lemma}
\subsection{Die Diskrete und die Indiskrete Topologie}
\begin{example}\label{ex:discrete_top}
Für jede Menge $X$ nennen wir $\CO_{dsk} :=\CP(X)$ die \emph{diskrete Topologie} auf $X$.
Jede Teilmenge von $X$ ist offen und abgeschlossen bzgl.\ dieser Topologie.
\end{example}
\begin{example}
Für jede Menge $X$ nennen wir $\CO_{in} :=\{\emptyset, X\}$ die \emph{indiskrete Topologie} auf $X$.
\end{example}
\subsection{Die Kofinite und die Koabzählbare Topologie}
\begin{example}
Für jede Menge $X$ ist $\CO_{kof} :=\{O \subseteq X \;\vert\; X \setminus O \text{ endlich, oder } O =\emptyset\}$ die \emph{kofinite Topologie} auf $X$.
\end{example}
\begin{example}
Für jede Menge $X$ ist $\CO_{koab} :=\{O \subseteq X \;\vert\; X \setminus O \text{ abzählbar, oder } O =\emptyset\}$ die \emph{Koabzählbare Topologie} auf $X$.
Auf einer einelementigen Menge $\{x\}$ gibt es ebenfalls genau eine Topologie, nämlich $\CO_{\{x\}} :=\{\emptyset, \{x\}\}=\CO_{dsk}=\CO_{in}$, der \emph{Einpunktraum}.
Sei $(X, \CO_X)$ ein topologischer Raum und $M \subseteq X$ eine Teilmenge.
Dann erhalten wir eine Topologie auf $M$:
\[\CO_{M\subseteq X} :=\CO_X \cap M =\{O \cap M \;\vert\; O \in\CO_X\}\]
die \emph{Teilraumtopologie}.
Offene (abgeschlossene) Mengen in $\CO_{M\subseteq X}$ sind Schnitte offener (abgeschlossener) Mengen in $X$ mit $M$.
\end{example}
\begin{lemma}
\begin{enumerate}
\item Ist $M \subseteq X$ offen, so sind alle Teilmengen $A \subseteq M$ die offen bezüglich $\CO_{M\subseteq X}$ sind, auch offen bezüglich $\CO_X$.
\item Ist $M \subseteq X$ abgeschlossen, so sind alle Teilmengen $A \subseteq M$ die abgeschlossen bezüglich $\CO_{M\subseteq X}$ sind, auch abgeschlossen bezüglich $\CO_X$.
\end{enumerate}
\end{lemma}
% TODO Praesenzblatt 1 A2c
\subsection{Die Metrische Topologie}
\begin{definition}[Metrischer Raum]
Ein \emph{metrischer Raum} ist ein Paar $(X,d)$ aus einer Menge $X$ und einer \emph{Metrik}$d : X \times X \to\mathbb{R}$, sodass:
\begin{enumerate}
\item\emph{Positivität}: $d(x,y)\geq0$ und $d(x,y)=0\iff x = y$.
Für $p=2$ erhält man so die \emph{euklidische Metrik} auf dem $\mathbb{R}^n$, die zugehörige Topologie nennt man die \emph{Standardtopologie}$\CO_{std}$ auf $\mathbb{R}^n$.
\end{example}
\begin{lemma}
Sei $(X,d)$ ein metrischer Raum.
Für jede Teilmenge $M \subseteq X$ mit der Metrik $d\vert_{M \times M}$ stimmt die metrische Topologie mit der Teilraumtopologie überein.
Insbesondere erhält man so die \emph{Standardtopologie} auf Teilmengen $M \subseteq\mathbb{R}^n$.
\end{lemma}
\begin{theorem}
Zwei Metriken $d_1, d_2$ auf einer Menge $X$ induzieren genau dann die gleiche Topologie auf $X$, wenn es zu jedem $x \in X$ und jedem $\epsilon > 0$ ein $\delta > 0$ gibt mit
Für jede Menge $X$ und $\CM\subset\CP(X)$ lässt sich $\langle\CM\rangle$ auch charakterisieren als
\[\langle\CM\rangle=\{\text{beliebige Vereinigungen von endlichen Schnitten von Mengen in }\CM\}.\]
\end{lemma}
\begin{definition}[(Sub-) Basis]
Sei $(X, \CO)$ ein topologischer Raum. Eine Teilmenge $\CM\subseteq\CP(X)$ heißt
\begin{enumerate}
\item\emph{Subbasis} von $\CO$, wenn $\CO=\langle\CM\rangle$ gilt.
\item\emph{Basis} von $\CO$, wenn $\CM\subseteq\CO$ und jede Menge in $\CO$ eine Vereinigung von Mengen aus $\CM$ ist.
\end{enumerate}
Besitzt $\CO$ eine abzählbare Basis, so sagt man $\CO$ erfülle das \emph{2. Abzählbarkeitsaxiom}.
\end{definition}
\begin{lemma}
Eine Teilmenge $\CB\subseteq\CP(X)$ ist Basis einer Topologie auf $X$ genau dann, wenn
\begin{enumerate}
\item zu jedem $x \in X$ gibt es ein $B \in\CB$ mit $x \in B$,
\item für alle $B_1, B_2\in\CB$ und alle $x \in B_1\cap B_2$ gibt es ein $B_3\in\CB$ mit $x \in B_3\subseteq B_1\cap B_2$.
\end{enumerate}
\end{lemma}
\begin{example}[Basis der (In-) diskreten Topologie]
Für jede Menge $X$ ist $\CM=\{ X\}$ eine Basis der indiskreten Topologie und $\CM' =\{\{ x \}\;\vert\; x \in X\}$ eine Basis der diskreten Topologie.
\end{example}
\begin{example}[Basis der Standardtopologie]
Die Menge $\CM=\{(a,b)\subseteq\mathbb{R}\;\vert\; a < b \in\mathbb{R}\}$ ist eine Basis der Standardtopologie auf $\mathbb{R}$.
Außerdem ist die Menge $\CM=\{(a,b)\subseteq\mathbb{R}\;\vert\; a < b \in\mathbb{Q}\}$ eine Basis der Standradtopologie auf $\mathbb{R}$, somit erfüllt die Standardtopologie das 2. Abzählbarkeitsaxiom.
\end{example}
\begin{lemma}[Einbettungssatz von Urysohn]
Erfüllt ein topologischer Raum $(X, \CO)$ das 2. Abzählbarkeitsaxiom, so gibt es eine abzählbare dichte Teilmenge $M \subseteq X$.
\item Für $\CO_X =\CO_{dsk}=\CP(X)$ ist jede Abbildung $f : X \to Y$ stetig.
\item Für $\CO_Y =\CO_{ind}=\{\emptyset, X\}$ ist jede Abbildung $f : X \to Y$ stetig.
\item Ist $f : X \to Y$ stetig und $M \subseteq X$, so ist auch die Einschränkung $f\vert_{M} : M \to Y$ stetig.
\item Ist $f : X \to Y$ stetig und $f(X)\subseteq N \subseteq Y$, so ist auch die Koeinschränkung $f^{\vert N} : X \to N$ stetig.
\item Für beliebige $\CO_X, \CO_Y$ sind alle konstanten Abbildungen stetig.
\item$id_X : (X, \CO_1)\to(X, \CO_2)$ ist stetig genau dann, wenn $\CO_1$ feiner als $\CO_2$ ist.
\item Für jeden topologischen Raum $(X, \CO)$ gibt es genau eine stetige Abbildung $f : \emptyset\to X$ und genau eine stetige Abbildung $f : X \to\{ m \}$.
\item Die Komposition zweier stetiger Abbildungen ist stetig.
\end{enumerate}
\end{example}
\begin{lemma}
Ist $\CM$ eine Subbasis von $\CO_Y$, so ist $f : (X, \CO_X)\to(Y, \CO_Y)$ genau dann stetig, wenn $f^\mone(O)$ offen ist für alle $O \in\CM$.
\end{lemma}
\subsection{Homöomorphismen}
\begin{definition}[Homöomorphismus]
Eine stetige Abbildung $f : X \to Y$ heißt \emph{Homöomorphismus} oder \emph{Isomorphismus von topologischen Räumen},
wenn sie bijektiv ist und ihre Umkehrabbildung $f^\mone : Y \to X$ ebenfalls stetig ist.
Dann nennt man die topologischen Räume $(X, \CO_X)$ und $(Y, \CO_Y)$\emph{homöomorph}.
\end{definition}
\begin{definition}
Seien $(X, \CO_X)$ und $(Y, \CO_Y)$ topologische Räume.
\begin{enumerate}
\item Eine Abbildung $f : X \to Y$ heißt \emph{offen}, wenn das Bild jeder offenen Menge offen ist:
\[O \in\CO_X \Rightarrow f(O)\in\CO_Y.\]
\item Eine Abbildung $f : X \to Y$ heißt \emph{abgeschlossen}, wenn das Bild jeder abgeschlossenen Menge abgeschlossen ist:
\[X \setminus A \in\CO_X \Rightarrow Y \setminus f(A)\in\CO_Y.\]
\end{enumerate}
\end{definition}
\begin{theorem}
Für eine stetige Abbildung $f : X \to Y$ sind äquivalent:
\begin{enumerate}
\item$f$ ist ein Homöomorphismus.
\item$f$ ist bijektiv und offen.
\item$f$ ist bijektiv und abgeschlossen.
\end{enumerate}
\end{theorem}
\subsection{Folgenstetigkeit}
\begin{definition}[Stetig in einem Punkt]
Eine Abbildung $f : X \to Y$ heißt \emph{stetig in einem Punkt}$x \in X$, wenn das Urbild jeder Umgebung von $f(x)$ eine Umgebung von $x$ ist:
Seien $(X, \CO_X)$ und $(Y, \CO_Y)$ topologische Räume.
\begin{enumerate}
\item Ein Punkt $x \in X$ heißt \emph{Häufungspunkt} einer Folge $(x_n)_{n\in\mathbb{N}_0}$ in $X$, wenn es zu jeder Umgebung $U \in\CU(x)$ unendlich viele $n \in\mathbb{N}_0$ gibt mit $x_n \in U$.
\item Ein Punkt $x \in X$ heißt \emph{Grenzwert} einer Folge $(x_n)_{n\in\mathbb{N}_0}$ in $X$, wenn für jede Umgebung $U \in\CU(x)$ gilt $x_n \in U$ für fast alle $n \in\mathbb{N}_0$.
\item Eine Abbildung $f : X \to Y$ heißt \emph{folgenstetig in einem Punkt}$x \in X$, wenn für alle konvergenten Folgen $(x_n)_{n \in\mathbb{N}_0}$ mit Grenzwert $x \in X$ die Bildfolge $(f(x_n))_{n \in\mathbb{N}_0}$ konvergent mit Grenzwert $f(x)\in Y$ ist.
\item Eine Abbildung $f : X \to Y$ heißt \emph{folgenstetig}, wenn sie folgenstetig in allen Punkten $x \in X$ ist.
\end{enumerate}
\end{definition}
\begin{definition}[1. Abzählbarkeitsaxiom]
Ein topologischer Raum $(X, \CO)$ erfüllt das \emph{1. Abzählbarkeitsaxiom}, wenn zu jedem Punkt $x \in X$ eine Familie $(U_n)_{n \in\mathbb{N}_0}$ von Umgebungen $U_n \in\CU(x)$ existiert, sodass jede Umgebung $U \in\CU(x)$ eine Umgebung $U_n$ enthält.
Eine solche Familie von Umgebungen heißt \emph{Umgebungsbasis} im Punkt $x$.
\end{definition}
\begin{lemma}
\begin{enumerate}
\item Jeder topologische Raum der das 2. Abzählbarkeitsaxiom erfüllt, erfüllt auch das 1. Abzählbarkeitsaxiom.
\item Jeder metrische Raum erfüllt das 1. Abzählbarkeitsaxiom.
\end{enumerate}
\end{lemma}
\begin{theorem}
Für topologische Räum $(X, \CO_X)$ und $(Y, \CO_Y)$ gilt:
\begin{enumerate}
\item Stetige Abbildungen $f : X \to Y$ sind folgenstetig.
\item Erfüllt $(X, \CO_X)$ das 1. Abzählbarkeitsaxiom, so sind folgenstetige $f : X \to Y$ auch stetig.